Mitte Juni erreichte die Feuerwehren die Aufforderung, alle ihre aktiven Helfer (ggf. erneut) zur Verschwiegenheit zu vergattern und dies schriftlich festzuhalten. Es ist in diesem zeitlichen Zusammenhang zu vermuten, daß im Zuge der Hochwassereinsätze wohl einige Informationen in Bild- und Textform die Hilfsorganisationen verlassen haben, die der Verschwiegenheitspflicht unterlagen. Eine große Zahl an Helfern hatte Zugang zu Gebäuden von Geschädigten, da ist schnell das Multifunktionsgerät Smartphone gezückt, ein Foto gemacht und teilweise gleich noch an mehrere Empfänger versandt. Ob immer eine gerichtete Überlegung hinter einer solchen Handlung steht, darf bezweifelt werden. Cooles Bild geknipst, „nei ins reel“ oder „nei in da snap“ und fertig. Nun zeigen aber etliche dieser Bilder, vielleicht gar nicht als Hauptobjekt, sondern nur nebenbei, die Einsatzstelle, das Geschehen dort und handelnde Personen. Wenn immer Rückschlüsse auf Bürger, deren (Fehl-)Verhalten und deren Lebensumstände möglich sind, wird es rechtlich kritisch. Man würde ja auch selbst nicht wollen, daß potentiell die ganze Welt sehen kann, wie ordentlich die eigenen vier Wände aufgeräumt sind, und ob es dort vielleicht etwas zu holen gibt. Bei Firmen kommt noch die Gefahr der Betriebsspionage hinzu, wenn veröffentlichte Bilder Unterlagen, Fertigungsanlagen o.ä. zeigen.
Zwar können natürlich zur Einsatzdokumentation und Öffentlichkeitsarbeit Bilder und Videos aufgenommen werden, aber eine Veröffentlichung, eben auch das Versenden an andere, ist nicht erlaubt. Seitens der Feuerwehr gilt nach wie vor, Informationen zum Einsatz gibt ausschließlich der Einsatzleiter oder ein von ihm Beauftragter heraus. Das betrifft alle Informationen, mündlich, schriftlich, als Bild oder Video.

Ein weiterer kritischer Punkt sind in diesem Zusammenhang die heute allgegenwärtigen internetbasierten Speicherlösungen („Cloud-Dienste“), zu denen man auch die Messengerdienste zählen muß. Um von überallher und mit allen elektronischen Geräten auf die aktuellen Daten zugreifen zu können, sind diese Dienste durchaus sehr praktisch. Viele Nutzer synchronisieren sämtliche Daten automatisiert mit ihrem Internetspeicherplatz. Letztlich ist es aber so, daß diese Daten außerhalb des eigenen Einwirkungsbereiches, oft auf mehreren Kontinenten unter ganz verschiedenen Gesetzeslagen gespeichert sind. Alle Anbieter dieser Dienste lassen automatisierte Überprüfungen über die gespeicherten Daten laufen. Wenn diese Prüfung ihrer Meinung bzw. ländergesetzabhängiger Programmierung nach anstößige Inhalte findet (Artikel 1, Artikel 2, Artikel 3) führt dies schnell zu unwiderruflichen und nicht aussagekräftig erläuterten Kontensperrungen, wodurch sich sämtliche Inhalte des Speicherplatzes und ggf. teuer erworbene Programmlizenzen mit einem Schlag in Luft auflösen.
Schon die Tatsache, daß die Anbieter der Speicherlösungen die Inhalte – Ihre Daten und Bilder – jederzeit einsehen können, müßte die Alarmglocken schrillen lassen. Das war aber längst noch nicht alles. Beispielsweise sind die Anbieter in der Vereinigten Staaten verpflichtet, den äußerst zahlreichen Geheimdiensten ohne jegliche richterliche Anordnung Zugriff auf die gespeicherten Daten für die automatisierte Auswertung einzuräumen. Da kann man sich auf EU- und deutsches Recht berufen, wie man will, es nützt de facto nichts.

Eine allgemeingültige Musterlösung, um die genannten Probleme zu umgehen, kann es in der heutigen vernetzten Zeit nicht mehr geben, will man sich nicht gänzlich von den aktuellen Kommunikationsmöglichkeiten zurückziehen. Man kann aber sehr wohl steuern, welche Daten man selbst erzeugt und was mit ihnen geschieht. So zieht z.B. der möglicherweise altmodische Verfasser dieser Zeilen einen ordentlichen Fotoapparat bei der Bilderaufnahme jedem Multifunktionsabhörgerät (Smartphone) vor. Die Bilder liegen auf der Speicherkarte und verschwinden von dort nicht ohne zielgerichtetes menschliches Zutun ins Internet. Je mehr man ausschließlich über das Multifunktionsabhörgerät abwickelt, desto abhängiger ist man von dessen allzeit zuverlässiger Funktion und desto gefährlicher wird es, sollte dieses in falsche Hände fallen.

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