Man findet sie meistens im Gewerbebau. Auf fast allen Supermärkten, auf landwirtschaftlichen Maschinenhallen, auch auf Feuerwehrhäusern und Bauhöfen und sogar vereinzelt im Wohnbau sind sie zu finden. Die Rede ist von Dachkonstruktionen mit Nagelplattenbindern. Wie wir im Bericht zum letzten Großbrand in unserer Nachbarschaft bereits erwähnten, geht hiervon eine besondere Gefahr im Brandfall aus, die im Schema „Gefahren der Einsatzstelle“ mit einem Buchstaben „E“ behandelt wird: Einsturz. Gut, bei genügend starker und langer Einwirkdauer des Feuers bricht jeder Dachstuhl einmal zusammen, aber die Nagelplattenkonstruktionen sind regemäßig zuerst fällig. Als Erfahrungswert nimmt man den Einsturz der gesamten Konstruktion 15 – 20 Minuten nach dem Beginn eines Dachstuhlbrandes an. Erschreckend kurz! Entsprechend sind die Dächer bereits vor dem Eintreffen der Feuerwehr eingestürzt oder sie stürzen kurz nach dem Beginn der Löscharbeiten in sich zusammen.

Es sind die Eigenheiten von Material und Bauweise, die für diesen schnellen Einsturz im Brandfall verantwortlich sind. Wie bereits geschrieben, sind solche Dachstühle meist im Gewerbebau vorzufinden, wenn im Grunde lediglich ein „Deckel“ für das Gebäude mit einem ansonsten nicht nutzbaren Dachstuhl benötigt wird. Entsprechend den Anforderungen des Bauvorhabens verfolgen diese Nagelplattenkonstruktionen das Ziel: viel Fläche bedecken mit möglichst wenig und günstigem, einfach und schnell zu verarbeitenden Material.

  • Die statische Auslastung des Bauholzes im Dachstuhl liegt bei über 80 %, die der Nagelplatten bei über 90 %. Zudem trägt auch die Dachlattung zur erforderlichen Stabilität der Gesamtkonstruktion bei. Wie man sieht, gibt es praktisch keine Reserven, die bei Ausfall einzelner Elemente die zusätzliche Last aufnehmen könnten.
  • Die Nagelplatten sind Stanzteile aus verzinktem Blech mit meistens ca. 20 mm langen Nägeln. Die Verbindungsstellen der sägerauhen Holzkonstruktion werden stumpf gestoßen und beidseitig mit Nagelplatten beschlagen. Im Brandfall verschuppt das Holz bekanntlich von außen nach innen, d.h. mit dem Entstehen der ersten Brandschuppen verlieren die Nägel der Nagelplatten ihren Halt und die Platten fallen weg.

Kurz gesagt: die Stabilität des Dachstuhls beruht auf Verbindungselementen, die im Brandfall als erstes ausfallen. Die umgebende Konstruktion ist durch die rationelle Bauweise statisch schon im Normalzustand annähernd ausgelastet und daher nicht in der Lage, die zusätzlich auftretende Traglast aufzunehmen. Die Folge ist i.d.R. der Totaleinsturz des Dachstuhls.

Folgerungen für die Feuerwehr

  • Einsatzobjekt umgehend räumen, wenn noch nicht geschehen.
  • Bei Feuer im Dach bzw. Rauchaustritt aus dem Dachstuhl besteht höchste Einsturzgefahr. Gebäude verlassen, Außenangriff vornehmen, Umgebung schützen!

Zur Vertiefung des Themas gibt es hier Lehrunterlagen des Instituts der Feuerwehr Nordrhein-Westfalen mit weiteren Bildern und Fakten.

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