Nach dem Dauerregen des ersten Juniwochenendes traten auch im Landkreis Dillingen Flüsse und Bäche über die Ufer und überschwemmten weite Gebiete. In unserer nächsten Umgebung traf es die Gemeinde Peterswörth im wahrsten Wortsinne katastrophal.
Der Landrat hat wegen der großflächigen Schäden im Landkreis am Abend des Samstags nach dem Bayerischen Katastrophenschutzgesetz das Vorliegen des Katastrophenfalls festgestellt. Dadurch werden alle Hilfsorganisationen, die im Katastrophenschutz mitwirken, zur Mitarbeit unter einer gemeinsamen Einsatzleitung verpflichtet (BayKSG, Art. 7, 3). Im Falle der Einsatzstelle Peterswörth sind im zwölfstundigen Schichtwechsel Kontingente von Feuerwehren aus anderen, weniger stark betroffenen Landkreisteilen im Wechsel mit den umliegenden Feuerwehren im Einsatz.
Wie sich die Lage mit der vorhergesagten kommenden zweiten Hochwasserwelle entwickeln wird, ist noch nicht abzusehen. Es ist in jedem Falle in der laufenden Woche mit durchgehenden Einsätzen zu rechnen.
Rückblick, 09.06.2024
Die Lage an der Brenz blieb am Wochenende 01.-02.06. stabil. Der Fluß führte bei einem Pegel von ca. 1,40 m die dreifache Wassermenge wie sonst, einige Bäume am Ufer verloren den Halt und fielen um. Mit dem Flußpegel stieg das Grundwasser, was bei einigen Gebäuden in Bächingen für Wassereintritte in Keller führte, aber insgesamt keine nennenswerten Feuerwehreinsätze verursachte. In überörtlicher Hilfe unterstützte die Feuerwehr Bächingen in Obermedlingen am Sonntag beim Auspumpen eines Kellers. Die dortige Feuerwehr war bereits den ganzen Vormittag beim Sandsackfüllen im Gundelfinger Bauhof tätig.
Wie bereits einleitend beschrieben, waren der Ortskern und einige im Wasserzufluß liegende Gebiete von Peterswörth bereits am Samstag überschwemmt worden, noch bevor die Scheitelwelle des höchsten Wasserstandes der Donau am Sonntagabend erwartet wurde. Der Landrat rief am Abend des Samstags den Katastrophenfall aus. In der Folge wurden Hilfsorganisationen aller Farben sowie die Bundeswehr zur Katastrophenhilfe angefordert. Die Stadt Gundelfingen rief ihre örtlichen Vereine zur Unterstützung beim Sandsackfüllen auf, was mit hunderten Helfern sehr erfolgreich war. Insgesamt wurden ca. 60.000 Sandsäcke gefüllt und ins Überschwemmungsgebiet geliefert. Die Gundelfinger Feuerwehren waren bis Samstagabend im Dauereinsatz, dann traf ein Kontingent der Feuerwehren aus dem Bachtal zur Ablösung über Nacht ein. Am Sonntag trafen außerdem die ersten Einheiten der Bundeswehr mit geländegängigen Lastwagen sowie Mannschaft ein. Um die Alarmbereitschaft für das „normale“ Tagesgeschäft der Feuerwehr sicherzustellen, entstandte die Sontheimer Feuerwehr ab Sonntag eine Mannschaft mit dem neu in Dienst gestellten LF 20, die dort im Schichtbetrieb in ständiger Bereitschaft stand und zu mehreren Einsätzen ausrückte.
Die Bächinger Feuerwehr war zunächst für den Dienst am Sonntagabend über Nacht vorgesehen, dieser wurde dann aber auf Montagfrüh verlegt. Der Einsatz am Montag begann um 6 Uhr und wurde eiligst im Gebiet Am Schwendelgraben / Stegweide begonnen, wo das dortige Wohngebiet in Gefahr stand, völlig überflutet zu werden. Das von Südwesten anströmende Wasser brach durch die Unterführung des Radweges unter der Offinger Straße herein wie ein Fluß. Palettenweise wurden Sandsäcke angeliefert, verteilt und aufgeschichtet, mit zahlreichen Tauchpumpen wurde versucht, zumindest die Erdgeschosse der Häuser vor dem Wasser zu schützen. Durch das ständig nachströmende Wasser konnten, wenn überhaupt, nur kleine Erfolge verbucht werden. In der Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr, THW und Feuerwehr konnte schließlich gegen Mittag der Durchlaß des Radweges mit mehreren „Big Packs“ abgedichtet und so der Zustrom verringert werden. Es wurden außerdem drei Großpumpen eingesetzt (je 7000 l/Min.), um den Wasserstand im Überflutungsgebiet zu verringern. Die Feuerwehren bemühten sich unterdessen, die Gelegenheit zu nutzen und das Wasser aus den Häusern zu pumpen. Doch auch das hohe Grundwasser drückte in die Gebäude, weshalb die Bemühungen teilweise erfolglos blieben und vorerst aufgegeben werden mußten. Die eingesetzten Helfer wurden um 18 Uhr durch die erneut angerückten Feuerwehren aus dem Bachtal abgelöst.
Der Dienstag brachte für die Bächinger Feuerwehr zunächst die Bereithaltung zur Gebietsabsicherung, nachmittags wurde von der Einsatzleitung eine kleinere Truppe für die Nachtwache im Überflutungsgebiet angefordert. Die Aufgaben waren hier die Überwachung der Wirksamkeit der getroffenen Schutzmaßnahmen sowie die Aufrechterhaltung des Betriebes der Pumpen und die Versorgung derselben mit Kraftstoff. Die Lage in der Nacht zum Mittwoch hatte sich glücklicherweise entspannt, da die zweite Hochwasserwelle der Donau deutlich unter der befürchteten Schwere geblieben war.
Am Morgen des Mittwochs kamen zur Ablösung wieder viele Feuerwehrleute der umliegenden Wehren, um die Aufräumarbeiten zu beginnen. Paletten wurden ins Ortsgebiet verbracht, mit Sandsäcken beladen und abtransportiert. Keller wurden ausgepumpt, wo dies möglich war. Durch den noch immer sehr hohen Grundwasserspiegel konnten einige, in Senken liegende Gebäude noch nicht ausgepumpt werden. In überschwemmten Gärten und Straßen wurden nebenbei Fische, auch große Karpfen, eingefangen und zurück in die Seen gebracht. So ging es den ganzen Tag, bis auch für die Bächinger Feuerwehr gegen 20 Uhr Einsatzende war.
Am Donnerstag wurde die Anzahl der beschäftigten Feuerwehren deutlich reduziert. Seitens der Bächinger Feuerwehr war noch ein Traktorgespann mit einem großen Flachwagen zum Sandsacktransport eingesetzt. Währenddessen liefen die Reinigungs-, Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten des eingesetzten Geräts und Materials am Bächinger Feuerwehrhaus, die den ganzen Arbeitstag andauerten. Glücklicherweise waren keine Schäden festzustellen.
Während der ganzen Zeit glich das Feuerwehrhaus Gundelfingen einem Bienenstock. Arbeiter trafen zu allen Tageszeiten ein, brachten und holten Material und Gerät, nahmen Mahlzeiten ein und tankten Kaffee auf. Der tüchtigen und unermüdlichen Truppe, die diesen ganzen Betrieb eine Woche lang aufrechterhielt, sei hier ausdrücklich herzlichster Dank ausgesprochen.
Hochwassernachrichtendienst Bayern.