Schon öfter haben wir mit der JF Unterbechingen zusammengearbeitet und einige gemeinsame Übungen abgehalten. Diesmal sollte es etwas größer werden und so war die Idee eines Berufsfeuerwehrtages geboren, der von Freitag, 20.09. bis Samstag, 21.09.2013 dauern sollte. Falls Sie mit dem Begriff nichts anfangen können, hier die Erklärung. Beim BF-Tag wird eine Tagesschicht im Dienst einer Berufsfeuerwehr nachempfunden. Am Freitagnachmittag reisen die Teilnehmer an und beziehen ihre Unterkunft für die nächsten 24 Stunden, in unserem Fall das Sportheim in Unterbechingen. Abends wird gemeinsam gegrillt, anschließend stehen verschiedene Ausbildungen auf dem Programm. Am Samstag wird mittags gemeinsam gekocht. Über die ganze Zeit verteilt wird es immer wieder einmal unterschiedliche, herausfordernde Einsatzaufgaben im Ortsgebiet zu erledigen geben.
Den 20 Jugendlichen aus beiden Feuerwehren standen dabei drei Einsatzfahrzeuge zur Verfügung, auf die sie fest eingeteilt wurden: das Unterbechinger TSF, das Bächinger LF 8/6 und das Haunsheimer MZF. Der Zugführer vom Dienst mußte selber fahren…
Durch eine technisch bedingte Verzögerung kamen die auswärtigen Teilnehmer mit einer halben Stunde Verspätung gegen 16:30 Uhr in Unterbechingen an der „Feuerwache“ – dem Sportheim – an. Nun gab es erst einmal ein gemeinsames Abendessen, damit die Kräfte für das, was da auch immer da kommen möge, genügend gestärkt waren.
Ausbildungseinheit „Kartenkunde / Kompaß“
Unsere jungen Berufsfeuerwehrleute staunten nicht schlecht, als das MZF mit vier Soldaten des Dillinger Führungsunterstützungsbataillons 292 vorfuhr, die im weiteren Geschehen noch eine wichtige Rolle spielten. Hauptmann Schiffner stellte seine Kameraden in der Einweisung vor und erklärte kurz den Hintergrund ihrer Anwesenheit. Er sei in Bächingen in der Feuerwehr und war vom dortigen Kommandanten gefragt worden, ob er nicht die Unterrichtseinheit „Kartenkunde“ übernehmen wolle. Auf dem Härtsfeld finde gerade ein Manöver statt, weshalb er gerne einen Abstecher für diesen Unterricht nach Unterbechingen mache. Gleich im Anschluß an die Einweisung begann die Kartenkunde in zwei Teilen. Zuerst kam die Theorie und der Umgang mit Karte und Koordinatensystem, anschließend ging es raus um das Gehörte mit dem Kompaß in die Praxis umzusetzen.
Kleineinsätze am Freitagabend
Gegen 19:25 Uhr ging der erste Alarm ein, gemeldet wurde ein Keller unter Wasser. Das Bächinger LF 8/6 wurde an die Einsatzstelle in der St.-Georg-Straße entsandt. Die Besatzung fand dort einen mit etwa 3000 l überschwemmten Raum vor, der mit der Tauchpumpe ausgepumpt wurde. Weil es draußen dunkel war, mußte zusätzlich Beleuchtung aufgebaut werden.
Kurz darauf, um 19:30 Uhr, wurde ein gestürzter Fahrradfahrer in der Ortsstraße bei der Bushaltestelle gemeldet. Das MZF fuhr diese Einsatzstelle an, sicherte die Unfallstelle ab, verband und betreute die verletzte Fahrradfahrerin und stellte die Verkehrssicherheit der Straße wieder her.
Der dritte Alarm folgte sogleich, die Besatzung des TSF bekam den Auftrag, die Polizei bei einer Entschärfung zu unterstützen. Die zuerst gemeldete Adresse stellte sich dabei als Irrtum heraus. An der Einsatzstelle eingetroffen, erfuhren die Feuerwehrleute, was geschehen war. Bei einem Hobbychemiker fand wegen des Verdachts auf eine Drogenküche eine Hausdurchsuchung statt, bei der unter anderem einige sprengstoffverdächtige Stoffe sichergestellt wurden. Proben hiervon seien genommen, es ginge jetzt aber um die Vernichtung dieser Stoffe, weil sie als transportunsicher eingestuft waren. Sie sollten deshalb an Ort und Stelle gesprengt werden.
Die jungen Feuerwehrleute sorgten zunächst für eine ausreichende Beleuchtung, hoben ein Loch im Ackerboden für die Sprengung aus und stellten in gebührendem Abstand den Brandschutz sicher, weil niemand wußte, wie sich die Stoffe nach der Zündung verhalten wurden. Nach der Fernzündung durch den Entschärfer war Rauchentwicklung und ein grüner Flammenschein zu sehen, immer wieder knallte es kurz. Am Ende der erfolgreichen Entschärfung mußten einige noch glühende Teile abgelöscht werden.
Wieder zurück an der Wache ging es mit dem nächsten Unterricht weiter, diesmal zum Thema gefährliche Stoffe und Güter. Um 20:45 Uhr kam allerdings ein größerer Alarm dazwischen, gemeldet war ein Lkw-Unfall beim Tennisplatz, bei dem eine genauere Beschreibung fehlte. Der Löschzug aus KdoW, TSF, LF 8/6 und MZF rückte innerhalb kürzester Zeit geschlossen zur Einsatzstelle aus. Die Unfallstelle befand sich an einer schmalen Straße neben dem Zwergbach. Bereits auf der Anfahrt waren immer wieder laute Knallgeräusche und Lichtblitze aus der Gegend zu sehen. Vereinzelt gingen gelbe Leuchtsignale langsam an Fallschirmchen nieder. Der Zugführer stellte schon bald fest, was es damit auf sich hatte. Zwei Lastwagen der Bundeswehr hatten Munition transportiert. Das vorausfahrende Fahrzeug war in einer Kurve vom Weg abgekommen und gegen einen Baum am Tennisplatz gefahren. Dabei löste sich die Ladungssicherung und verschiedene Munition verteilte sich in der näheren Umgebung, von der auch bereits Teile Feuer gefangen hatten. Zwei Soldaten standen offensichtlich unter Schock. Sie wurden sogleich aus dem Gefahrenbereich gebracht. Hier ergab sich der Hinweis auf einen weiteren, wahrscheinlich verletzten Kameraden. Wegen der Gefahr herumfliegender Munitionsteile wurden alle Einsatzmaßnahmen soweit möglich aus der Deckung heraus vorgenommen.
Die Gefahr war also erkannt, getreu der GAMS-Regel mußte nun eine ausreichend große Absperrung eingerichtet werden. Der Weg diente nämlich auch als Radweg. Nicht auszudenken, wenn sich auf einmal Fahrradfahrer vor einem brennenden Munitionstransport wiederfinden. Der erste Auftrag ging somit an das MZF: Straße in Unterbechingen vollständig sperren und wieder zurück zur Einsatzstelle. Um mit der Menschenrettung beginnen zu können, mußte die Lage zuerst einmal in einen stabilen Zustand gebracht werden. Der Brand der Munition drohte sich nämlich auf den Lkw und seine restliche Ladung auszubreiten. Die Besatzung des TSF baute vom Zwergbach eine starke Wasserversorgung zum Bächinger LF 8/6 auf und nahm aus möglichst großem Abstand einen Wasserwerfer gegen die brennende Munition vor. Die Gruppe des LF installierte einen weiteren Wasserwerfer, mit dem der verunfallte Lkw abgeschirmt wurde; so regneten pro Minute gute 1000 Liter Wasser auf den Bereich der Unfallstelle. Etliche Längen B-Schlauch mußten dazu verlegt werden. Als die Besatzung des MZF wieder am Ort des Geschehens war, zeigte sich langsam ein Erfolg. Die Lage schien nun etwas berechenbarer. Die Explosionen ließen nach und ebbten schließlich ganz ab, so daß nun die Personenrettung und die Bergung der Ladepapiere in Angriff genommen werden konnte.
Für dieses Stoßtruppunternehmen stellten die beiden Gruppenführer vom MZF und LF zwei Staffeln zusammen. Unter Abschirmung von zwei Hohlstrahlrohren gingen beide Staffeln zügig in den Gefahrenbereich vor und verschafften sich einen Überblick. Sowohl der Verletzte als auch die Ladepapiere waren schnell entdeckt und eingesammelt. Während die Mannschaften an den Strahlrohren auf ihrem Rückzug noch einige kleinere Brände bekämpften, waren die beiden Staffeln bereits wieder um die Kurve und in Sicherheit. Der Verletzte blutete stark am Unterarm, weswegen er sofort verbunden wurde. Die Ladepapiere gaben Auskunft über die Menge und die Art des transportierten Gutes. Nach ihrer Durchsicht waren keine Nachforderungen von Sonderlöschmitteln oder anderem Spezialgerät notwendig. Kurz danach war der Brand auch vollends gelöscht.
Nun mußte der Unfallbereich weiträumig ausgeleuchtet werden, damit die verstreute Munition eingesammelt werden konnte. Währenddessen befanden sich die hunderte Meter Schlauch, die während des Einsatzes verlegt wurden, bereits im Abbau. Gegen 22:00 Uhr trafen die Feuerwehrleute erschöpft, aber stolz auf ihrer Feuerwache ein. Stolz deshalb, weil sie eine Situation gemeistert hatten, die auch erfahrenem Einsatzpersonal die Schweißperlen im Hunderterpack auf die Stirn treibt. Die Soldaten äußerten sich beeindruckt über die heute abgelieferte Arbeit der Jugendfeuerwehren. Sie boten noch an, ihre großen geländegängigen Lastwagen vorzustellen, was von den Jugendlichen gerne angenommen wurde. Das Tarnlicht beeindruckte dabei besonders „da siehsch ja faschd gar nix!“. Anschließend verabschiedeten sie sich und verlegten zurück in ihre Kaserne.
Nachtruhe (oder so ähnlich) und der nächste Morgen
Weil anscheinend noch keiner so richtig schlafen konnte (mit wenigen Ausnahmen), kam mit deutlicher Verspätung noch der Film „Menschen unterm Helm“ über die BF Köln zur Aufführung. Kurz vor dem Ende des Films um etwa 02:00 Uhr ging erneuter Alarm ein: „unklarer Feuerschein bei der Biogasanlage“ hieß es. Trotz größtenteils bereits abgelegter Einsatzkleidung rückte der Zug geschlossen in einer beeindruckenden Zeit aus. Übung macht eben den Meister, auch beim alarmmäßigen Anziehen. Die Biogasanlage liegt nordöstlich des Ortes. Da vor Ort nichts Offensichtliches zu erkennen war, bildete jedes Fahrzeug einen Erkundungstrupp und bekam einen Suchbereich zugewiesen. Parallel hierzu nahm man zwei starke Scheinwerfer in Betrieb, denn Licht bringt Sicherheit. Nach einer erfolglosen Absuche konnte der gemeldete Feuerschein nicht bestätigt werden. Ein Fehlalarm. Der Löschzug trat wieder den Rückweg an.
Nach dieser kleinen Episode kehrte dann tatsächlich so etwas wie Nachtruhe ein. Das Sportheim hatte sich in einen großen Schlafsaal verwandelt. Um 06:00 Uhr klingelte für den Bächinger Kommandanten der Wecker, er mußte eine Versorgungsfahrt zum Bäcker unternehmen, damit das Frühstück pünktlich um 07:00 Uhr beginnen konnte.
Nach dem Frühstück ging es um 08:00 Uhr mit einigen praktischen Ausbildungen weiter. Der Umgang mit und die vielfältigen Möglichkeiten von Leitern, Leinen und Tragen standen auf dem Programm.
Einsatz Pkw-VU / Brand
Kurz nach 09:00 Uhr ging ein weiterer Alarm ein. Diesmal ging es zu einem Verkehrsunfall mit einem Pkw, der in der Raiffeisenstraße ortsauswärts geschehen war. Im Fahrzeug war der Fahrer eingeschlossen und es rauchte bereits bedrohlich. Die Arbeit des ersten Rohres diente der Abschirmung des Fahrzeuges vom Brand der ausgelaufenen Betriebsmittel. Die Besatzung des MZF bereitete zeitgleich einen Schaumeinsatz vor. Als der verletzte Fahrer nach Rücksprache mit dem Notarzt aus dem Fahrzeug befreit war, fragte er nach seiner Beifahrerin, die sich aber während des Einsatzes nicht im Fahrzeug befunden hatte. Sofort wurden Suchtrupps zusammengestellt, die die junge Frau ohnmächtig und verletzt in der Nähe auffanden. Während hier die Erstmaßnahmen anliefen, machte der Schaumangriff dem Feuer am Pkw ein Ende.
Den restlichen Vormittag konnte man nun entweder mit Dienstsport, Fahrzeug- und Gerätekunde oder Mithelfen in der Küche zubringen. Dort belegten die fleißigen Helfer etliche Pizzen, die um die Mittagszeit reißenden Absatz fanden. Das Tablett war kaum draußen abgestellt, da war es auch schon wieder leer.
Einsatz Personensuche
Nachmittags gab es vorab noch einen kleinen Unterricht zum Sprechfunkbetrieb, in dem die Grundlagen für das Verständnis der BOS-Funkerei gelegt wurden. So ist es z.B. möglich, im Wechselverkehr mit dem gleichen Kanal aber über unterschiedliche Bandlageneinstellung zwei voneinander unabhängige Sprechkreise zu bilden. Auch auf die Bedienung der bei den beteiligten Feuerwehren verwendeten Funkgeräte wurde im praktischen Teil eingegangen.
Gegen 14:45 Uhr begann der letzte Einsatz dieses Tages, eine Personensuche. Zwei Personen waren vermißt, die Einsatzleitung bildete zwei Suchgruppen. Die Suche begann am letzten bekannten Bezugspunkt, der Heimatadresse der Vermißten. Dort konnten erste Hinweise eingeholt werden: Aussehen, Kleidung, üblicher Tagesablauf, mögliche Hinwendungspunkte. Die Suche führte über mehrere Zwischenstationen, an denen es jedesmal nach Beantwortung einer feuerwehrtechnischen Fragestellung neue Koordinaten gab, die in das GPS-Gerät eingegeben wurden. Bei richtiger Antwort führten die Koordinaten zum nächsten Hinweis, solange, bis schließlich der Vermißte aufgefunden wurde.
Wir waren dabei!
Es waren anstrengende, aber auch aufregende und interessante 24 Stunden Feuerwehrdienst. Klar, den echten Alltag in einer BF kann man hier nicht 1:1 nachstellen, aber dieser Übungstag ermöglicht das Hineinschnuppern in eine Aufgabenstellung, die wirklich hart sein kann. Schichtdienst, von mehr oder weniger großen und teilweise schlimmen Einsätzen unterbrochen, und zu wenig Schlaf, weil die Brandmeldeanlage bei XY wieder mal fehlausgelöst hat zehren über die Jahre einiges an körperlicher, aber auch seelischer Kraft. So war es doch ganz angenehm, am Samstagabend in das gewohnte Leben zurückkehren zu können.
Unser herzlicher Dank geht an alle Helfer und Unterstützer, die diesen Übungstag möglich gemacht haben. Ihre Arbeit betrug teilweise ein Vielfaches der 24 Stunden, die letztendlich vorzubereiten waren.
Eine Zusammenfassung des Berufsfeuerwerhtages gibt es hier als Artikel.