Die Feuerwehr Sulzberg im Allgäu hatte im Rahmen ihres 150-jährigen Jubiläums für den 09.05.2024 zum ersten bayerischen Feuerwehroldtimertreffen eingeladen. Zu diesem Ereignis fand sich auch eine Abordnung der Bächinger Feuerwehr, die natürlich das Tragkraftspritzenfahrzeug mit der Tragkraftspritze TS 8/8 angemeldet hatte. Auf Wunsch des Veranstalters, nachdem er die Internetseite studiert und den Handwagen mit der TS 4/5 gefunden hatte, auch diesen mitzubringen, konnten wir das per Autoanhänger organisieren. So fuhren gegen 7 Uhr das TSF und das Folgefahrzeug mit dem Anhänger auf der Autobahn Richtung Allgäu. Auf dem Weg waren immer wieder andere rote Raritäten zu sehen, die, entweder auf eigener Achse, oder auf dem Tieflader, zum selben Ziel unterwegs waren.
Die Anmeldungen der Aussteller historischer Gerätschaften aus nah und fern waren beeindruckend und füllten fünf eng bedruckte Listenseiten. Die Sortierung der Löschapparate erfolgte in mehreren Epochen.
Die Gruppe A beinhaltete die wirklich alten Schätze der Löschtechnik, mit der ältesten Handdruckspritze aus dem Jahr 1787 von der Feuerwehr Oy. Pferde- oder Mannstärken waren schon zum Zug der Spritzen an die Einsatzstelle gefordert, wo dann noch ausdauernd gepunpt werden mußte. Nach dem ersten Weltkrieg hielt dann bei den größeren Feuerwehren bereits die Motorisierung Einzug, wie die ersten Autospritzen Modell „Bayern“, sowie die früheren Fahrzeuge der Ulmer Feuerwehr belegten.
In der Gruppe B fanden sich die Fahrzeuge und Geräte aus der Zeit des zweiten Weltkrieges. Hier gab es Tragkraftspritzenanhänger aus dem Luftschutz, Leichte und Schwere Löschgruppenfahrzeuge einheitlicher Bauweise. Die damals vorherrschende Farbe tannengrün war eine Folge der Gesetze über das Feuerlöschwesen vom 15.12.1933 und noch detaillierter vom 23.11.1938, durch welche die Feuerwehren der Aufsicht und Kontrolle der Polizei zu unterstellen und die Feuerwehrvereine und -verbände aufzulösen waren. Zweck war es, sie wie sämtliche Vereine besser kontrollieren und auf Linie halten zu können. Dadurch wurden die Berufseuerwehrmänner zu politisch weisungsgebundenen Polizisten gemacht und auch ihr Gerät „ergrünte“. Die Männer der bisherigen Freiwilligen Feuerwehren fanden sich als „Hilfstruppe der Ordnungspolizei“ wieder.
Interessanterweise gab es einige frühere geländegängige US-Militärfahrzeuge, die entsprechend ertüchtigt und rot lackiert lange in bayerischen Feuerwehren in Dienst standen. Diese waren oft von den Gemeinden gebraucht von der Armee gekauft und teilweise in Eigenleistung der örtlichen Handwerker als Feuerwehrfahrzeuge umgerüstet worden.
Die Gruppe C umfaßte die Nachkriegszeit bis Ende der Fünfzigerjahre. Hier gab es verbreitet Lösch- und Tanklöschfahrzeuge sowie Drehleitern auf Fahrgestellen von Borgward, Klöckner-Humboldt-Deutz, Magirus, Mercedes-Benz, Opel und Volkswagen.
Die Gruppe D zeigte mit den Sechzigerjahren die Zeit des Wirtschaftswunders und eine Zeit des schnellen Fortschritts für die Feuerwehren. Die Rundhauber aus dieser Zeit stellten den zahlenmäßig dominierenden Anteil der ausgestellten Fahrzeuge dar.
In der Jungspund-Gruppe E (Siebzigerjahre und jünger) schließlich befanden sich unser TSF und auch der Handwagen; letzterer nicht wegen des Baujahres, sondern der Zugehörigkeit wegen. Es war nur ein weiterer Ford Transit in unserer Bauform dabei. Es ist gut möglich, daß unser TSF das älteste, noch im aktiven Dienst stehende Feuerwehrfahrzeug war.
Das Programm ab dem Mittag beinhaltete verschiedene Vorführungen und Rundfahrten der Fahrzeuge aller Epochen. An unserem Standplatz fanden sich immer wieder Besuchergruppen ein, deren Fragen durch unsere Feuerwehrleute beantwortet wurden. Ausgestellte Fahrzeuge sind zweifellos nett anzusehen, aber besser ist es immer, man hat die Türen offen, kann die Leute reinschauen und ausprobieren lassen und ihr Interesse stillen. Wo sonst konnte man sich im Anlassen der Tragkraftspritzen beweisen? Bei uns konnten sie zeigen, ob sie Maschinisten sind…
Nach der Einnahme des Vespers gegen 17 Uhr packten wir unsere Gerätschaften wieder zusammen, verluden den Handwagen und machten uns auf den zwei Stunden langen Heimweg. Mit im Gepäck hatten wir eine schöne Plakette des Treffens als Andenken sowie eine Flasche hochprozentigen Treibstoff als Dank für unsere Teilnahme. Erfreulicherweise blieb die Rückfahrt wie auch die Anfahrt ohne besondere Vorkommnisse, was man beim Betrieb historischer Fahrzeuge nie ganz ausschließen kann.
Einige Bilder des Ereignisses finden Sie hier: Oldtimertreffen Sulzberg.