Die Zeit vor 1871
Feuerwehren gibt es schon lange, weil die Verantwortlichen die Notwendigkeit einer professionellen Brandbekämpfung erkannten. So gibt es Akten von 1727, welche die gemeinsame Anschaffung einer Feuerspritze für die Gemeinden Sontheim, Brenz, Bächingen und Bergenweiler belegen. Hersteller war eine Firma Gottlieb Korn aus Ulm. Die Spritze kostete 350 Gulden und wurde am 08.01.1728 ausgeliefert. Sie wechselte fortan ihren Standort halbjährlich zwischen den Gemeinden. (Quelle: Staatsarchiv Augsburg)Bis zum Jahr 1876 war der Schloßherr von Bächingen auch der oberste Dienstherr von Polizei und Feuerwehr im Ort. Ihm oblag die Pflicht, seine Feuerwehr auszurüsten und auszubilden. Daher war der erste Standort der Feuerwehr auch in der Schloßremise, wo alle Geräte und Ausrüstungsteile gelagert wurden. |
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1871, Reichsgründung und Neuregelung auch des Feuerwehrwesens
Im Rahmen der Gründung des Deutschen Reichs 1871 wurden auch die Aufgaben und Zuständigkeiten der Ortsbehörden neu geregelt. So wurden unter anderem auch die Zuständigkeiten für Polizei und Feuerwehr neu festgelegt. Die Unterhaltspflicht der Feuerwehr ging auf die Gemeinde über, die nun den Brandschutz vor Ort sicherstellen mußte.
Das „Geburtsjahr“ vieler kleiner Feuerwehren ist das Jahr 1876. Die Freiwillige Feuerwehr Bächingen, wie wir sie heuten kennen, wurde am 23.09.1876 gegründet. In die neue „gemeindeeigene“ Feuerwehr wurden die bisherigen Geräte wie Handdruckspritze, Leitern, Schlauchmaterial und Uniformen übernommen. Das Domizil der Feuerwehr blieb zunächst die Schloßremise. |
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“Eine Pflichtaufgabe der Gemeinde”
Im Bayerischen Feuerwehrgesetz (heutige Fassung) heißt es hierzu:
Art. 1 Aufgaben der Gemeinden(1) Die Gemeinden haben als Pflichtaufgabe im eigenen Wirkungskreis dafür zu sorgen, daß drohende Brand- und Explosionsgefahren beseitigt und Brände wirksam bekämpft werden (Abwehrender Brandschutz) sowie ausreichende technische Hilfe bei sonstigen Unglücksfällen oder Notständen im öffentlichen Interesse geleistet wird (Technischer Hilfsdienst).(2) Zur Erfüllung dieser Aufgaben haben die Gemeinden in den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gemeindliche Feuerwehren (Art. 4 Abs. 1) aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten. Sie haben in diesen Grenzen außerdem die notwendigen Löschwasserversorgungsanlagen bereitzustellen und zu unterhalten. |
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Von 1876 in das neue Jahrhundert
Die ersten Aufzeichnungen über die Einsätze der Feuerwehr beginnen 1888. In den 1890er Jahren waren besonders viele Einsätze zu meistern, davon viele Überlandhilfen in Medlingen und im württembergischen Nachbarort Sontheim. |
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1900 – 1930
Der Erste Weltkrieg ging auch nicht spurlos an der Feuerwehr vorbei: Viele Feuerwehrleute mußten an die Front, einige kehrten nie wieder zurück. Die Lücken in der Mannschaft wurden während des Krieges durch Frauen geschlossen. Irgendwann in dieser Zeit zog die Feuerwehr von der Schloßremise in einen Schuppen an der Medlinger Straße um. Es darf vermutet werden, daß die Schloßherrschaft ihre Räumlichkeiten selbst brauchte. |
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1930 – 1950
In dieser Zeit hatte die Feuerwehr laut den Unterlagen wenig Einsätze. Im Zweiten Weltkrieg wurden die meisten Feuerwehrmänner nach und nach zum Dienst an der Waffe eingezogen. Das machte sich natürlich auch in der Einsatzbereitschaft bemerkbar. So wurden die Lücken im Einsatzpersonal wie im letzten Krieg „mit 50 Fräulein aufgefüllt“, damit die Feuerwehr einsatzbereit blieb.
Der damalige Kommandant Kaspar Maier kam im Februar 1945 durch einen Tieffliegerangriff ums Leben. Im April wurde Bächingen von Jagdbombern heimgesucht, die bei ihrem Angriff auf die im Ort verschanzten SS-Einheiten das halbe Dorf in Brand setzten. Hier dürfte es zahllose Einsätze gegeben haben, die aber nicht aufgezeichnet wurden. |
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Aufschwung und die Zeit nach dem Krieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg hielt die Modernisierung in die Feuerwehr Einzug. Anfang der 50er Jahre kaufte die Gemeinde das erste motorbetriebene Gerät der Feuerwehr Bächingen: eine Tragkraftspritze TS 4/5 mit Transportwagen. Die bisherige Handdruckspritze blieb allerdings noch in Dienst, wie zeitgenössische Filmaufnahmen belegen. |
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Die Neuanschaffungen der 60er Jahre
1965 beschaffte die Gemeinde zusätzlich zur TS 4 einen modernen Tragkraftspritzenanhänger TSA, wie er auch heute noch vielerorts im Einsatz ist. Diese Anschaffung läutete auch gleichzeitig das Ende der Handspritzenära ein. Schon eine der beiden Pumpen bewegt mehr Wasser als es jede handbetriebene Spritze vermag.
1969 wurde der Gerätepark um eine Anhängeleiter erweitert und somit die bisherigen Holzleitern ersetzt.
Die Unterkunft der Feuerwehr wurde immer mehr zum Problem, denn der Schuppen war baufällig und bot zu wenig Platz. So wurde beschlossen, der Feuerwehr ein richtiges Gerätehaus zu bauen. |
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1971, ein Jahr voller Neuerungen
Das neue Gerätehaus entstand gegenüber des bisherigen Schuppens. Es war ein Gebäude mit Flachdach und bot Platz für zwei Fahrzeuge.Aber das Jahr 1971 hielt noch weitere Neuanschaffungen bereit. Zur Einweihung des neuen Gerätehauses wurde der Feuerwehr ihr erstes selbstfahrendes Fahrzeug übergeben: ein brandneues Tragkraftspritzenfahrzeug TSF, das bis heute treu seinen Dienst tut. |
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1975, das „Hundertjährige“
Im Jahr 1975 konnte die Feuerwehr Bächingen auf 100 Jahre Dienstzeit zurückblicken. Zu diesem Anlaß wurde ein großes Fest mit Umzug organisiert. Zu den Höhepunkten zählte auch die angesetzte Schauübung „Wasser aus 100 Strahlrohren“, die am Sportplatz abgehalten wurde. Dicht an dicht standen Pumpen, Verteiler und Feuerwehrleute.
1980 bauten die Feuerwehrmänner in Eigenregie einen gebrauchten, „zivilen“ VW-Bus zum zweiten Einsatzfahrzeug um. |
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1984, die Gründung des Vereins
Der Feuerwehrverein wurde am 10.05. aus der Taufe gehoben. In ihm waren alle Mitglieder der Feuerwehr vereinsmäßig organisiert. Man muß nun unterscheiden zwischen der Feuerwehr als gemeindlicher Einrichtung und dem eigenständigen Feuerwehrverein. |
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1985, die Hundertzehn sind voll
Das Jahr 1985 stand wieder im Zeichen der Feuerwehr: 110 Jahre wurden mit einem großen Festwochenende gefeiert.
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1989, wieder mal Baumaßnahmen
Es wurde wieder gebaut: das Gerätehaus wurde saniert und erweitert; es wurden ein Schulungsraum, eine Küche und sanitäre Anlagen angebaut. Die Fahrzeughalle erhielt ein Satteldach. Für die Dauer der Umbauten waren die Gerätschaften der Feuerwehr in den Bauhof umgezogen. |
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1990, eine Ära geht zu Ende
Ein großer Festakt stand an: die Einweihung des umgebauten Gerätehauses und die Kommandoübergabe von Georg Bass, der seit 1960 die Feuerwehr kommandiert, auf Rudolf Scheu. |
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1995, Kirchenbrand und Ferienprogramm
In der Nacht des 28. Juli 1995 schlug der Blitz in die Kirchturmspitze ein und setzte sie in Brand. Der Angriff der Feuerwehr wurde von innen über den Turm vorgenommen. Es gelang das Feuer zu löschen, bevor es sich weiter ausbreiten konnte. Die von Lauingen alarmierte Drehleiter wurde zum Glück nicht mehr benötigt, der Schaden durch den Brand blieb gering. Der Blitz hatte allerdings überall im Gebäude Spuren hinterlassen, weshalb die Kirche rundum renoviert werden mußte.
Zum ersten Mal wurde in Bächingen ein eigenes Ferienprogramm organisiert. Klar, daß seither auch die Feuerwehr die Gelegenheit nutzt, junge Leute für die Feuerwehrarbeit zu begeistern. |
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1996, neue Technik, neue Taktik
Die Feuerwehrtechnik ist in die Jahre gekommen. Bei Bränden geht man immer mehr zum Innenangriff über und das funktioniert nur mit Atemschutz. Um den Brandschutz auch weiterhin mit zeitgemäßem Material sicherstellen zu können, wurde ein neues Fahrzeug angeschafft: ein Löschgruppenfahrzeug LF 8/6 mit umfangreicher Ausstattung und einem eingebauten Löschwassertank. So kann sofort nach der Ankunft an einer Einsatzstelle mit der Brandbekämpfung begonnen werden. |
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2001, das große Feuerwehrjahr
In diesem Jahr standen mehrere wichtige Ereignisse an. Zunächst wurde die Satzung des Feuerwehrvereins so abgeändert, daß ihm die Gemeinnützigkeit zuerkannt werden konnte. Der Feuerwehrverein Bächingen ist seither „e.V.“Außerdem kam das große 125-jährige Jubiläum auf Bächingen zu, in dessen Vorfeld natürlich viel organisiert werden mußte.Das Fest fand an einem Wochenende im Juni statt. In Zusammenarbeit mit den Nachbarfeuerwehren dies– und jenseites der Landesgrenze wurden Schauübungen durchgeführt, die das Leistungsvermögen der Feuerwehren aufzeigten und regelrecht zum Publikumsmagnet wurden. Bei herrlichem Wetter marschierte der Festumzug sonntags durch Bächingen. |
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2004, eine neue Jugendorganisation
Die Neueintritte in die Feuerwehr gingen seit dem Jahr 2000 zurück. In den Jahren 2001 – 2004 war lediglich ein Neueinstieg in die Einsatzmannschaft zu verzeichnen. Sämtliche Anwerbeaktionen wie auch persönliche Einladungen liefen ins Leere. So wurde beschlossen, eine Jugendfeuerwehr zu gründen. |
Anfang 2004 war es dann soweit: die ersten blauen Kittel wurden an die 15 Gründungsmitglieder ausgehändigt. Die Jugendfeuerwehr entwickelte sich in den folgenden Jahren gut, die Mitglieder sind motiviert und besuchen die Übungen fleißig und regelmäßig. Der Ausbildungsstand wächst stetig und Anfang 2007 legten die ersten sechs Feuerwehranwärter den Truppmannlehrgang ab. |
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2008, der große Führungswechsel
An der Hauptversammlung dieses Jahres wurden fast alle Vereinsposten und der des 1. Kommandanten neu besetzt. Die meisten der scheidenden Vorstandsmitglieder lenkten seit über 15 Jahren die Geschicke des Feuerwehrvereins und stellten sich deshalb nicht mehr zur Wahl. Somit gab es einen regelrechten Generationswechsel in der Vereinsführung, dessen Ergebnis die wohl jüngste Vorstandschaft eines Bächinger Vereins ist.
Auch der langgediente Kommandant Rudolf Scheu stellte sein Amt, welches er 18 Jahre bekleidete, zur Verfügung. Michael Moosdiele wurde von den Feuerwehrleuten zum neuen 1. Kommandanten gewählt. |
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2009, Wechsel in der Vereinsführung
An der Hauptversammlung wurden die beiden Vorsitzenden des Feuerwehrvereins und ein Beisitzer gewählt. Ergebnis der Wahlen: Vreni Häberle wurde 1. Vorsitzende, Kathrin Nusser 2. Vorsitzende und Ralf Lindenmayer wurde als Beisitzer berufen. |
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Geschichte der Feuerwehr Bächingen a.d. Brenz verfaßt von Michael Moosdiele 2009. Verwenden dieser Geschichte oder Auszüge daraus außerhalb der Feuerwehr Bächingen setzt die schriftliche Zustimmung des Autors voraus. © 2009-2017 M. Moosdiele, Bächingen |