Dereinst, in der „guten alten Zeit“, taten sich vielerorts die Mitglieder von Turnvereinen zusammen und gründeten die Vorläufer der ersten Freiwilligen Feuerwehren. Denn die Feuersgefahr betraf jeden einzelnen, in den dicht bebauten Ortskernen konnte sich ein Brand schnell über mehrere Häuser ausbreiten und Hab und Gut der dort wohnenden Großfamilien vernichten. Die großteils wenig organisierte Löschhilfe bestand lange Zeit daraus, alle Bürger zusammenzutrommeln und Eimerketten zu bilden. Der Löscherfolg durch diese Maßnahmen war oft genug gering, aber es war eine Tätigkeit, die noch jeder ausführen konnte.

Die Turner hatten nun erkannt, daß mit der fortschreitenden Mechanisierung im Umgang mit den Löschmaschinen ausgebildete und starke Männer notwendig waren. Wer schon einmal probeweise eine Handspritze aus dem 19. Jahrhundert bedient hat, weiß, welche Knochenarbeit das ist. Die wichtigsten Voraussetzungen damals, körperliche Kraft und Ausdauer, Schwindelfreiheit, physikalisches Verständnis, Kameradschaftsgeist, Zusammenhalt und nicht zuletzt auch einen gewissen Mut zum Risiko fanden die Turner bei sich. So kam es, daß die ersten Löschhilfevereine entstanden. Wurde zu einem Brand gerufen, kamen die Mitglieder der Löschtruppe zusammen und organisierten die Arbeiten an der Einsatzstelle. Die Spritze war an den Einsatzort zu bringen und in Betrieb zu nehmen. Dazu wurde oft dem Bauern, der seine Pferde am schnellsten vor die Spritze gespannt hatte, eine Prämie bezahlt. Die Eimerketten zur Betankung der Spritze mußten aufgebaut werden. Um den Löschangriff in obere Geschosse vorzutragen, waren die langen Holzleitern in Stellung zu bringen. Wie Sie sehen gab es zahlreiche Aufgaben, kräftezehrend und nicht immer ungefährlich.

Viele Freiwillige Feuerwehren haben ihren Ursprung in einem solchen Turnverein. Der Zusammenhalt unter den Bürgern einer Gemeinde, und daher auch unter den Vereinen, war früher sehr stark. Man fühlte sich dem anderen gegenüber moralisch verpflichtet, in einer Notlage zu helfen, gerade auch in dem Wissen, jederzeit selbst in eine Situation hineingeraten zu können, in der man auf fremde Hilfe angewiesen und ohne sie verloren ist. Das Feuer unterscheidet nicht zwischen arm und reich, zwischen jung und alt. Einmal entfesselt, zerstört es Werte und Leben unterschiedslos.

In der heutigen Zeit hat sich dieser Zusammenhalt offenbar grundlegend gewandelt. Großbrände mehrerer Gebäude sind nicht zuletzt dank der Brandschutzvorschriften selten geworden. Andere Gefahren traten über die Zeit in den Vordergrund, speziell der Straßenverkehr ist heute ein weites Einsatzgebiet der Feuerwehren. Aber auch hier trifft ein Unglück i.d.R. nur eine begrenzte Anzahl Menschen, solche Ereignisse sind somit meist weit weg und schrecken nicht mehr auf. Das Bewußtsein, selbst einmal ohne Vorwarnung fremder Hilfe zu bedürfen, scheint abhanden gekommen zu sein. Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht, oder nicht? Ist hier vielleicht der Grund zu sehen, daß die Feuerwehren Schwierigkeiten haben, genügend Nachwuchs zu finden?

Kürzlich waren wir wieder im Dorf unterwegs und haben den Familien Hausbesuche abgestattet, die Kinder im passenden Alter für die Jugendfeuerwehr haben. In den Unterhaltungen kamen (von den Eltern) die üblichen Aussagen zur Wichtigkeit der Feuerwehrarbeit zur Sprache. Hinderungsgründe für die Jugendfeuerwehr gab es allerdings viele, der Freizeitstreß der heutigen Kinder und Jugendlichen scheint gewaltig zu sein. Nein, Feuerwehr geht nicht auch noch, er spielt Fußball, sie reitet, spielt Tennis, Badminton, Handball oder lernt Gitarre, Flöte usw. usf. Von denen, die wenigstens zusagten, sich die Sache einmal anzuschauen, tauchte lediglich einer auf, dessen Bruder auch bei der JF mitmacht. Diese Art der Werbung funktioniert wenigstens.
Liegen die Schwierigkeiten darin, daß man der JF erst mit zwölf Jahren beitreten kann, also dann, wenn die meisten bereits von den Vereinen eingefangen wurden? Wie kann die Feuerwehr da konkurrieren? Wird die Notwendigkeit einer Feuerwehr im eigenen Ort wirklich noch gesehen? Wird die Feuerwehr – immerhin eine gemeindliche Einrichtung zur Gefahrenabwehr – vielleicht mit einem x-beliebigen Verein zum Zeitvertreib gleichgesetzt? Man kann ins Zweifeln geraten nach solchen Erlebnissen.

Der schärfste Spruch unserer abendlichen Tour war übrigens „wir haben ja die Termine der Feuerwehr, da kann er mal reinschauen wenn es zeitlich klappt, aber Fußball geht natürlich vor„. Zum Glück hatte ich keinen Hut auf, den hätte es mir wahrscheinlich gelupft. Wir hoffen dann also, daß in Zukunft die Fußballer das Feuer auskicken, die Reiter Fässer zum Wassertransport anspannen, die Federballspieler mit ihren Schlägern die Türen verunfallter Fahrzeuge aufwuchten und die Musiker den Brandrauch aus den Gebäuden blasen.

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