Da hängt einer im HangLeicht überrascht war der Kommandant, als am Montag eine Einladung des THW Heidenheim zu einer größeren Einsatzübung bei ihm einging, die am Samstag stattfinden sollte. Die mitgeteilte Übungsannahme versprach eine interessante und fordernde Aufgabe in unbekanntem und teilweis schwierigem Gelände zu werden, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Eine sofortige Umfrage bei den Feuerwehrleuten brachte sieben Teilnehmer, so daß unser LF 8/6 für diese Übung zugesagt werden konnte.

Um 17 Uhr trafen sich alle beteiligten Einheiten auf dem Gelände des THW-Ortsverbandes Heidenheim in den Seewiesen. Dort lief bereits die Feldüche des Verpflegungszuges und versorgte alle Helfer vorab mit Getränken und frischer Grillware. Als die Alarmierung einging, rückten die Einsatzfahrzeuge des THW, der Feuerwehren Heidenheim und Bächingen, der Höhlenrettung und der Rettungshundestaffel als Kolonne Richtung Schadensort, dem Bolheimer Steinbruch, aus. Teilweise leicht verdutzte Passanten betrachteten die Vorbeifahrt der vielen Einsatzfahrzeuge mit Sondersignal. Am Einsatzort eingetroffen, brannte ein Holzhaufen in der einzigen Zufahrt des Steinbruchs, der zuerst gelöscht und geräumt werden mußte. Das erledigten die Bächinger Feuerwehrleute mit „schaufelkräftiger“ Unterstützung der THW-Helfer. Nachdem der Weg frei war, wurden Erkundungstrupps in das unübersichtliche Gelände entstandt, nach deren Nachforschungen zum Schadensereignis bald mit zehn Verletzten bzw. Vermißten zu rechnen war.

Abtransport von VerletztenSo befanden sich drei Verletzte, davon wohl zwei verschüttet, in einer Höhle zum Fuße des Steinbruchs. Zu deren Befreiung rüstete sich die Höhlenrettung aus. Weitere Verletzte waren unter Fels- oder sonstigen Teilen begraben und mußten vom Bergezug des THW teilweise aufwendig befreit werden. Wieder andere wurden vermißt; hier durchstreifte die Rettungshundestaffel das weiträumige, bergige und teilweise dicht bewachsene Gelände. Die Feuerwehrleute sowie das THW-Personal waren immer wieder mit dem Transport nicht gefähiger Verletzter aus dem teilweise unwegsamen Gelände beschäftigt, bei den vorherrschenden Sommertemperaturen eine starke körperliche Belastung. Eine verschüttete Patientin mit Lungenquetschung verlangte die volle Aufmerksamkeit unserer zufällig mitgebrachten Kreisfeuerwehrärztin, die hier mit Unterstützung durch weitere Bächinger Trupps mit begrenzten technischen und medizinischen Möglichkeiten an der Rettung arbeitete.

Eine zweite für uns ungewöhnliche Lage lief parallel und war nicht weniger kritisch: an einer gut 20 m hohen Felswand hing auf etwa acht Meter Höhe ein Verletzter im Seil. Laut ärztlicher Einschätzung drängte die Zeit, bevor in der vorliegenden hängenden Position mit dem Tod des Patienten zu rechnen war. Eine Nachalarmierung der Höhenretter (Standort Ulm) fiel somit aus Zeitgründen aus, eine schnelle Lösung mit den vorhandenen Mitteln mußte gefunden werden. Die Heidenheimer TLF-Besatzung und ein Bächinger Trupp stellten zunächst die vierteilige Steckleiter auf, die glücklicherweise gerade von unten an den Verletzten heranreichte. Ein weiterer Trupp mit dem LF 8/6 begab sich an die Oberseite der Felswand, schlug sich dort durchs Unterholz und richtete an einem Baum einen Festpunkt zum Ablassen des Verletzten ein. Nachdem dieser von der Talseite über die Steckleiter in ein Tragetuch gesetzt war, konnte die von oben herabgelassene Leine dort eingehängt und der Patient anschließend stückweise über die Leiter abgelassen werden.

Gegen 22 Uhr endete die gemeinsame Übung und die Einheiten verlegten wieder als Kolonne zurück zum THW Heidenheim, wo es noch einen Mitternachtsimbiß zur Wiederherstellung der verbrauchten Kräfte gab. Um 1:30 Uhr ging schließlich im Bächinger Feuerwehrhaus das Licht aus, als das Fahrzeug wieder einsatzbereit gemacht war.

Die durchgeführte Übung konnte nicht mit dem ursprünglich vorgesehenen Szenario abgehalten werden, weil an dem mit vielen anderen Verpflichtungen gefüllten Juliwochenende kurzfristig Personalengpässe aufgetreten waren. So fiel z.B. ein THW-Verband mit schwerem Räumgerät am Abend vorher noch aus. Daher richteten die Planer die Übung kurzfristig und unter hohem Zeitaufwand neu aus. Wir fanden eine rundum interessante und fordernde Einsatzübung vor, wie sie sich uns noch nie geboten hatte. Die Zusammenarbeit mit allen Beteilgten war unkompliziert und kameradschaftlich, wie es unter den Hilfsorganisationen auch sein soll. Wir bedanken uns ganz herzlich für die Einladung und sind gespannt, ob die ursprünglich geplante Übungslage mit einem Vielfachen an Teilnehmern vielleicht im Herbst noch stattfindet.

Einige Bilder mit Eindrücken des Tages finden Sie hier: Einsatzübung Steinbruch.

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