Gruppenbild Land, Wasser & LuftWenn Sie im südlichen Landkreis Dillingen unterwegs sind, wundern Sie sich nicht, wenn sie einer großen Anzahl an Einsatzfahrzeugen von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst begegnen. Dort findet nur eine Übung statt…“ So in etwa lautete eine Radiomeldung am Samstagvormittag, nachdem die letzte vorgeplante Digitalfunkerprobung im Netzabschnitt Schwaben Nord offenbar gewisse Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Wasserwacht-, THW- und Feuerwehrboote durchpflügten den See, Polizei- und Feuerwehrfahrzeuge durchstreiften auf eigentlich gesperrten Wegen die Gegend, über allem kreiste ein Polizeihubschrauber; tja, man muß zugeben, das Aufsehen ist nachvollziehbar.

An einem Kiesweiher zwischen Dillingen und Holzheim traf am regnerischen Morgen des 16.08.2014 ein buntes Sammelsurium an Einsatzfahrzeugen vieler Hilfsorganisatonen zur Erprobung „Funkausbreitung Wasserflächen / Luftfahrtzelle“ ein. Ausgerichtet wurde der Versuch vom Leiter der Arbeitsgruppe 6 (Test), Stefan Rückriem. Die Führung lag in Händen der UG-ÖEL Dillingen, unterstützend beteiligt waren BRK, Wasserwacht und THW Dillingen, die Feuerwehren Lauingen mit Boot und Bächingen, die Polizeidienststellen Dillingen, Wertingen, Nördlingen, Gersthofen, ein Polizeihundeführer aus Augsburg und eine Besatzung der Hubschrauberstaffel der Bayerischen Polizei. Die der Erprobung zugrundegelegte Übungslage war eine Personensuche, die 73-jährige Anita Müller wurde vermißt.

DMO-Betrieb über Wasser und durch Bewuchs

FFW-Boot einsetzenTHW, Wasserwacht und Feuerwehr Lauingen brachten ihre Boote zu Wasser und begaben sich auf die vorbestimmten Positionen. Auch die landgebundenen Einheiten schwärmten aus und bezogen ihre Ausgangspunkte. Im ersten Versuch nahmen die Teilnehmer im Direktbetrieb (DMO) miteinander Kontakt auf und gaben die Personenbeschreibung der Gesuchten durch, wobei gegenseitig die Verständlichkeit zu bewerten war. Da großteils mit Handfunkgeräten aus Fahrzeugen heraus gefunkt wurde, riß die Verbindung bei weiter entfernt stehenden Funkern manchmal ab, da die Fahrgastzelle die Ausbreitung der Funkwellen behindert. Am Bächinger TSF war bereits eine digitalfunktaugliche Antenne installiert, die in diesem Fall am Handfunkgerät angeschlossen war. Deshalb konnten die dortigen Funker zwar alle Durchsagen empfangen, stellten aber trotzdem bei weiter entfernten Teilnehmern fest, daß die Sprachqualität hörbar abfiel. Es ist also nicht ganz so, wie es in den Lehrunterlagen oft dargestellt wird, man hätte – da digital – entweder eine klare Verbindung oder gar keine. Je mehr sich das funktechnische Gegenüber nach Blechgießkanne anhört, desto näher kommt man der Reichweitegrenze. Hier zeigte sich ein ähnlich begrenzter Aktionsradius, wie man ihn im bisherigen Einsatzstellenfunk schon kannte.

TMO-Betrieb

Reger FunkbetriebFür den zweiten Teil der Erprobung verlegten die beteiligten Einheiten ihren Standort und schalteten die Funkgeräte auf den Netzbetrieb (TMO) um. Bevor die Bächinger ihre zweite Stellung erreichten, erkannten sie ein Problem: der Kiesbagger hatte den vorgeplanten Weg verfrühstückt, was einen größeren Umweg über teilweise etwas unwegsames Gelände nach sich zog. Nachdem anschließend noch ein Problem beim Umschalten der Funkgeräte auf einem der Boote gelöst war, ging es weiter. Wiederum wurden die Personenbeschreibungen übermittelt, danach spielte die Clearingstelle die allseits beliebte Sprachdatei „Zarter Blumenduft erfüllt den Saal“ ein, deren Verständlichkeit ebenfalls bewertet wurde. Im Netzbetrieb gab es erwartungsgemäß keine Überraschungen. Die Verständlichkeit war durchweg gut, da das engmaschige Funknetz auch die Handfunkgeräte in Fahrzeugen mehr als ausreichend bediente. Als Lehre für solche großflächigen Lagen läßt sich daher ziehen, daß man auch für den Einsatzstellenfunk eine netzgestützte Betriebsgruppe einsetzen sollte.

Luftfahrtzelle

Abstimmung zum HubschraubereinsatzInzwischen hatte die Hubschrauberbesatzung ihren Edelweiß 6 zwischen einigen Kieshaufen gelandet und besprach sich mit der Testleitung. Kurz darauf stieg der Hubschrauber wieder auf und führte in der weiteren Umgebung in unterschiedlichen Höhen und auf verschiedenen Routen Erkundungsflüge durch, bei denen die Sprechfunkverbindung immer wieder getestet wurde. Je nachdem, bei welcher Basisstation sich das Funkgerät des Hubschraubers gerade eingebucht hatte, stellte die Besatzung eine gute oder auch weniger gute Verbindung fest. Nur einige wenige Basisstationen verfügen über eine zusätzliche sog. „Luftfahrtzelle“ auf eigens reservierten Frequenzen, die ausschließlich für die Versorgung von Luftfahrzeugen ausgelegt ist. Die Ergebnisse dieser Erprobung bedürfen wegen des eher durchwachsenen Ergebnisses noch der eingehenden Klärung.

Weitergehende Erkenntnisse

Als Manko wurde von den Teilnehmern aller Organisationen die einzige Zusammenarbeitsgruppe im gesamten Leitstellenbereich bemängelt, auf die sowohl Polizei als auch Hilfsorganisationen Zugriff haben. Jeder Landkreis sollte idealerweise eine eigene solche Gruppe haben, denn bereits beim Zusammentreffen von zwei Ereignissen im Bereich Schwaben Nord, die den Einsatz dieser Gruppe notwendig machen, kommen sich die beiden Einsatzstellen ins Gehege.
Der kleine Dienstweg bisher, indem man eben den Funkkanal auf den Verkehrskreis der jeweils anderen Organisation umstellt und dort anfragt, bleibt einem in der digitalen Welt vorerst verwehrt, was offensichtlich politisch gewollt ist. Weder kann z.B. die Feuerwehr Polizeigruppen schalten, noch umgekehrt. Man wird wohl leider erst einmal abwarten müssen, was sich hier ergibt; die Frage befindet sich derzeit (noch immer) an höherer Stelle in Klärung.

Erledigung der vorgegebenen Versuche und Ausblick

Ich habe fertig, so sagte einmal ein bekannter Fußballtrainer. Die Arbeitsgruppe 6, die für die Durchführung des Probebetriebs zuständig war, hat mit Abschluß und Auswertung dieser letzten vorgeplanten Erprobung die ihr zugewiesenen Aufgaben erledigt. Ziel war es, in den durchgeführten Tests das neue Funknetz auf die Einhaltung der technischen Vorgaben zu prüfen, damit der Freistaat es letztendlich abnehmen kann. Im ersten Rückblick stellte sich das Funknetz als sehr gut ausgebaut und belastbar dar. Die Polizei möchte deshalb Mitte September die Umstellung vollziehen und ihre Einsatzführung von den bestehenden 4m-Funkverkehrskreisen ins digitale System verlegen. Bei den Hilfsorganisationen wird sich die Umstellung noch etwas ziehen, da die Leitstelle noch nicht mit den vorgesehenen Anbindungen im Netz ist. Damit dürfte nächstes Jahr zu rechnen sein. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, daß die Hilfsorganisationen in der nächsten Zeit die vorgesehenen Funkgeräte beschaffen und einbauen.

Die Bilder der Erprobungen in der Umgebung finden Sie hier: Digitaler BOS-Funk.

Kommentieren

Nächste Termine
  • Keine Termine.
Terminkalender
April 2024
M D M D F S S
1234567
891011121314
15161718192021
22232425262728
2930EC
Zufallsbilder
Gegenzug
Nützliche Links