Die heutige Donauzeitung berichtet über die angespannte Personalsituation vieler Freiwilliger Feuerwehren tagsüber. Selbst größere Feuerwehren trifft es mittlerweile verbreitet, jedoch insbesondere in kleineren Ortschaften ist tagsüber kaum noch jemand da, wenn alarmiert wird. Anlaß war ein Artikel „Fast jede zweite Feuerwehr meldet sich tagsüber ab“ im Landkreis Aichach-Friedberg.

Das Problem ist immer dasselbe. In den Dörfern gibt es immer weniger Arbeitsplätze, sie dienen in erster Linie als Arbeiterschlaforte. Tagsüber sind die meisten Berufstätigen außerorts in den größeren Städten und somit für die heimische Feuerwehr im Alarmfall oftmals unerreichbar. Im Rahmen eines Pilotprojekts soll nun gezielt an Universitäten und Fachhochschulen um Nachwuchs geworben werden. Das ist sicher keine schlechte Idee, wenn davon auch die kleinen Ortsfeuerwehren im Rahmen einer Doppelmitgliedschaft Stadt / Heimatort profitieren. Bei uns ging es in den letzten Jahren andersherum, einer unserer jungen Feuerwehrmänner studiert in Eichstätt und ist dort ebenfalls aktiv in der Feuerwehr; eine Bächinger Feuerwehrfrau machte sogar ihren Weg in die Berliner Berufsfeuerwehr.

Ja, Doppelmitgliedschaften können helfen, allerdings helfen sie i.d.R. derjenigen Feuerwehr, in deren Ort sich der Feuerwehrangehörige die längste Zeit aufhält. Das wird überwiegend der Studien- bzw. Ausbildungsort sein. Universitäten und Fachhochschulen stehen halt nicht in der Pampa. Somit dürfte sich der Nutzen für die kleine Ortsfeuerwehr unter der Woche in Grenzen halten, denn „Abend- und Wochenendfeuerwehrleute“ sind dort meist noch vorhanden.

Über die Schwierigkeit von Anwerbeaktionen haben auch wir schon berichtet. Man kann kaum mehr Volljährige für die Einsatzmannschaft gewinnen. Selbst bei der Jugendfeuerwehr wird es immer schwieriger und der in Frage kommende Personenkreis kleiner. Sollten wir dieses Jahr nicht mindestens drei bis fünf neue Jugendliche gewinnen können, gehen in der JF 2017 die Lichter aus. Betrachten wir einmal die Möglichkeiten, wie die Feuerwehr ins Blickfeld einer größeren Öffentlichkeit geraten und vielleicht Interesse wecken kann.

  1. Mündliche Verwandschafts- und Bekanntschaftswerbung
    Diese Art der Mitgliederwerbung ist recht effektiv, aber irgendwann sind auch dort alle Reserven ausgeschöpft.
  2. Sichtbare Präsenz bei Veranstaltungen im Ort
    Zum einen richtet der Feuerwehrverein selbst einige Veranstaltungen aus, wie Maifeier und Schloßadvent. Bei anderen nimmt der Verein teil, wie z.B. am Dorffest und immer wieder einmal am Radelspaß. Hierbei müssen wir gezielt Kinder und Jugendliche ansprechen und für die Feuerwehr zu gewinnen versuchen.
  3. Brandschutzerziehung
    Bei der Brandschutzerziehung im Kindergarten wird die Feuerwehr immer mit Spannung erwartet. Auch dies ist eine Gelegenheit, das vorhandene Interesse zu stärken. Dennoch wird es noch ein paar Jahre dauern, bis die Kinder im erforderlichen Alter für die Jugendfeuerwehr sind, und bis dahin werden viele anderen Vereine bereits „zugeschlagen“ haben.
  4. Öffentlich sichtbare Einsatzübungen
    Übungen der Feuerwehr sollten nicht immer „im stillen Kämmerlein“ irgendwo abgelegen abgehalten werden, sondern wenn möglich gezielt auch dort, wo sie von den Bürgern wahrgenommen werden.
  5. Öffentlichkeitswirksame Einsätze
    Dies ist ein Punkt, den man natürlich nicht beeinflussen kann. Dennoch muß man bei aller Tragik feststellen, daß der spektakuläre Einsatz rund um die Explosion eines Wohnhauses in Gundelfingen im Frühjahr 2015 zu deutlichem Zulauf in die dortige Feuerwehr geführt hat.

Insgesamt ist festzustellen, daß viele, die einige Feuerwehrübungen besucht haben, Gefallen daran finden und bleiben. Die Schwierigkeit ist es hierbei, die Leute überhaupt einmal herzubekommen. Die Rettungs- und Sanitätsdienste haben in der Vergangenheit über die Schiene des Zivildienstes viele ihrer Mitglieder gewonnen. Sie waren anfangs gezwungen, einen Ersatzdienst zu leisten und haben dann eine Berufung entdeckt. Nach Meinung des Verfassers wurde mit der Abschaffung des Wehrdienstes die goldene Chance vertan, die Hilfsorganisationen insgesamt zu stärken.

Wie hätte so etwas aussehen können? Die Wehrpflicht wird beibehalten. Gleichzeitig wird als Ersatzdienst eine im Sinne der Gleichberechtigung allgemeine, z.B. zweijährige Dienstpflicht eingeführt, die bei einer beliebigen Hilfsorganisation (inkl. Feuerwehr ab einer bestimmten Größe) abgeleistet werden kann. So hätten die Organisationen Zulauf an Leuten, die anfangs natürlich zwangsweise Dienst leisten müssen. Nicht alle werden daran Gefallen finden, aber doch einige, die man sonst nie erreicht hätte. Zudem wird eine eigene Steuerung nach den persönlichen Vorlieben möglich. Wer nicht zum Militär will und mit der Feuerwehr nichts anfangen kann, interessiert sich vielleicht für den Rettungsdienst oder die Krankenpflege und findet evtl. dort sogar seine zukünftige berufliche Erfüllung. Aber dieser Zug scheint abgefahren.

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