Die politisch verordnete Erhöhung des Anteils biologischer Beimengungen im Kraftstoff hat auch Auswirkungen auf die Feuerwehren. Die Verbraucher sind unsicher. Schadet der „Biosprit“ dem Fahrzeug? Werfen wir doch mal einen Blick auf die allgemeine Situation und dann auf die speziellen Belange der Feuerwehr.

Darum geht’s:
Allen Kraftstoffen wird bereits seit 2005 ein gewisser Anteil Stoffe biologischer Herkunft beigemischt. Bei Dieselkraftstoff waren das bisher 7 % Fettsäuremethylester, bei Ottokraftstoffen 5 % Ethanol. Laut einer EU-Verordnung von 2009, die Deutschland maßgeblich vorangetrieben und nun als erstes umgesetzt hat, werden die Ethanolanteile von Ottokraftstoff auf 10 % erhöht, daher der Name E (thanol) 10. Es sollen so ein geringerer CO2-Ausstoß und eine größere Unabhängigkeit von den fossilen Energieträgern erreicht werden. Das ist im Grunde nichts neues, Agrosprit (Treibstoff vom Acker) ist bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts bekannt. Nur der damals wesentlich günstigere Preis des fossilen Öls verhinderte seine Durchsetzung am Markt. Siehe hierzu Reichskraftsprit und Entwicklung der Ottokraftstoffe.

Namensgebung und Ökobilanz
Der Name „Biokraftstoff“ wird überall verwendet, obwohl er objektiv betrachtet überhaupt nicht zutrifft. Noch immer ist doch der Hauptbestandteil fossiler Herkunft. Mit dem Wort „Bio“ wird aber auch unterschwellig zu verstehen gegeben, ein gesundes, naturschonendes und nachhaltig hergestelltes Produkt zu kaufen (Bio -Obst, -Gemüse, -Fleisch -Fisch -xy). Ein Schelm, wer dahinter eine Absicht vermutet.
Eine offizielle Ökobilanz zur Herstellung des Bioanteils ist noch nicht bekannt. Wenn man aber liest, daß die im Land erzeugten Mengen Ethanol zur erhöhten Beimischung gar nicht ausreichen und deshalb aus dem Ausland zugekauft werden muß, darf man an einem positiven Effekt auf die Umwelt zweifeln. Ein augenfälliges Beispiel: im weiteren Einzugsbereich um Biogasanlagen sind in den letzten Jahren riesige Monokulturen mit Mais entstanden. Wenn jetzt zur ausreichenden Erzeugung von Ethanol u.U. Wälder gerodet und stattdessen „Energiepflanzen“ angebaut werden, kann das meiner Ansicht nach nicht „Bio“ sein. Im Internetangebot der „Welt“ finden Sie einen kritischen Artikel zum Thema.

Allgemeine Auswirkungen des höheren Bioanteils

  • Bioanteile haben eine geringere Energiedichte als die fossiler Herkunft, d.h. der Verbrauch steigt.
  • Nicht alle Motoren vertragen höhere Beimengungen von Bioanteilen. Dichtungen, Schläuche und sogar Metallteile können angegriffen werden (Biodiesel greift z.B. auch verzinkte Teile an).
  • Bioanteile zersetzen die fossilen Bestandteile (Biodiesel war als Gegenmaßnahme bei Tankerunfällen im Gespräch).
  • Bioanteile sind hygroskopisch, d.h. sie ziehen Wasser an, was man im Treibstoffsystem eigentlich nicht haben will.
  • Die Herstellung der Bioanteile ist eigentlich teurer als die des fossilen Treibstoffes. Damit der „Biokraftstoff“ am Markt angenommen wird, schafft man einen künstlichen Preisunterschied, indem die Preise der anderen Sorten erhöht werden.

Auswirkungen auf die Feuerwehr

  • Höhere Bioanteile verringern die Lagerfähigkeit des Kraftstoffs. Bei E 10 wird eine Verbrauchsgrenze von 30 Tagen empfohlen. Eine Lagerhaltung für die Einsatzreserven bei kleineren Feuerwehren ist deshalb mindestens schwierig.
  • Bioanteile im Dieselkraftstoff begünstigen einen Bakterienbefall des Treibstoffsystems, was wiederum den Ausfall des Fahrzeuges bedeuten kann (siehe Dieselpest).
  • Viele Hersteller von aktuellen Kleinmotoren (Kettensägen, Stromerzeuger, Tragkraftspritzen) untersagen den Betrieb mit Ottokraftstoff E 10.
  • Viele Motoren bei den Feuerwehren sind älteren Baujahres und nicht für die aggressiveren Bioanteile ausgelegt.

Zusammenfassend bleiben wir als Feuerwehr beim bisherigen 5 %-igen Ottokraftstoff. Die erhöhte Beimischung biologischer Anteile bedeutet meiner Ansicht nach eine Gefährdung der Einsatzbereitschaft unserer Geräte.

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